Ostfriesische Teetasse mit Kluntje (Kandiszucker) und bisschen Sahne im tee auf einem Porzellan Stövchen

Teetrinken in Ostfriesland: Eine tief verwurzelte Tradition

Jens Thume

Die Geschichte des Tees in Ostfriesland

Ostfriesland und Tee – das gehört zusammen wie die Nordsee und der Wind. Die Wurzeln dieser besonderen Liebe reichen zurück ins 17. Jahrhundert, als niederländische Seefahrer Tee aus ihren Kolonien in Fernost mitbrachten. Besonders die Fischer zwischen Weser und Ems nahmen das exotische Getränk begeistert an. Schnell wurde der Tee mit einem tüchtigen Schuss Rum verfeinert – eine wärmende Wohltat bei den rauen Stürmen der Küste. So entwickelte sich der Tee zum ostfriesischen Nationalgetränk, ein fester Bestandteil der Kultur, der bis heute mit großer Hingabe gepflegt wird.

Die Ostfriesen sind die unangefochtenen Teetrinker Deutschlands. Während der durchschnittliche Bundesbürger jährlich 172 Gramm Tee konsumiert, kommt ein Ostfriese auf stolze sechs Pfund – vom Baby bis zum Greis. Kein Wunder, dass der Spruch „Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit“ nicht nur eine Redewendung, sondern gelebte Wirklichkeit ist. Ohne Tee keine Mahlzeit, kein Besuch, kein Klönschnack mit den Nachbarn – das Teetrinken ist in Ostfriesland ein unentbehrlicher Bestandteil des Alltags.

Die ostfriesische Teezubereitung: Ein Ritual mit Tradition

Teetrinken in Ostfriesland ist weit mehr als das einfache Aufgießen eines Getränks – es ist eine Zeremonie mit festen Regeln. Wer in Ostfriesland zu Gast ist, bekommt „een Kopje mit 'n Kluntje un Room drin“. Das bedeutet:

  • Kluntje: Ein großes Stück Kandiszucker wird in die Tasse gelegt.

  • Heißer Tee: Wird darübergegossen, sodass der Kandis langsam knistert.

  • Room: Süße Sahne wird vorsichtig mit einem speziellen Löffel mit gebogenem Stiel hinzugegeben, sodass sie als „Wulkje Room“ (Sahnewölkchen) oben schwimmt. Der Tee wird nicht umgerührt, um die verschiedenen Geschmacksschichten zu bewahren.

Mindestens drei Tassen sind Pflicht – das sogenannte „Ostfriesenrecht“. Ist das Kluntje groß genug, reicht es für die gesamte Teestunde, doch bei jedem Nachgießen kommt ein neues Sahnewölkchen obendrauf.

Ostfriesisches Teegeschirr: Eleganz in Porzellan

Die traditionelle Teekultur zeigt sich auch im Geschirr. In den Fürstlich Waldenburgischen Manufakturen wurde das typische friesische Teegeschirr hergestellt – aus dünnwandigem, geriefeltem Porzellan mit blauem Muster. Die winzigen Tassen ohne Henkel heißen „Kopkes“ und gelten als Wahrzeichen ostfriesischer Teekultur. Auch die königlich Dresdner Manufaktur und ihre Dependance in Wunstorf lieferten dieses Porzellan. Besonders begehrt sind antike Services aus chinesischem Porzellan, die ostfriesische Familien über Emder Kapitäne direkt in China anfertigen ließen – oft mit Familienwappen verziert.

Heute sind in modernen Haushalten oft flache Teeschalen mit Henkel zu finden, die sich nach oben öffnen – ein praktisches Erbe der langen Tradition.

Die perfekte ostfriesische Teemischung

Der echte Ostfriesentee besteht aus einer kräftigen Mischung:

  • Indische Assam-Tees als Basis für ein vollmundiges, malziges Aroma.

  • Java-Tees zur Abrundung.

  • Blumige Darjeeling- und Ceylon-Sorten für eine feine Note.

Diese kraftvolle Mischung sorgt für den unverwechselbaren Geschmack. Was außerhalb Ostfrieslands als „ostfriesische Mischung“ verkauft wird, entspricht oft nicht dem Original. Wer authentischen Ostfriesentee genießen will, sollte auf traditionelle Teehäuser und Manufakturen zurückgreifen.

Teetrinken als ostfriesische Lebensart

Tee wird in Ostfriesland nicht nur getrunken – er wird zelebriert. Am liebsten in der „Stuf“, dem Wohnzimmer, und selten allein. Freunde und Nachbarn kommen zusammen, und dann wird geklönt, gequasselt und philosophiert. Früher saßen die Familien in der Wohnküche am Torffeuer, während draußen die Nordsee gegen die Warften tobte. Zeit spielte keine Rolle – und tut es heute auch nicht. Die Teestunde ist ein Moment der Entschleunigung, ein Ritual der Ruhe und des Beisammenseins.

Tee und Langlebigkeit: Der ostfriesische Geheimtipp?

Statistiken zeigen, dass in Ostfriesland überdurchschnittlich viele Hundertjährige leben. Ob das mit dem täglichen Teegenuss zusammenhängt? Die Ostfriesen sind überzeugt davon! Der starke Schwarztee liefert wertvolle Antioxidantien, und die gemütliche Teestunde ist ein bewährtes Mittel gegen Stress – eine perfekte Kombination für ein langes, zufriedenes Leben.

Fazit: Ostfriesischer Teegenuss für Einsteiger und Kenner

Ob Sie die ostfriesische Teekultur selbst erleben oder einfach ein Stück ostfriesische Gemütlichkeit in Ihr Zuhause bringen möchten – der ostfriesische Tee ist weit mehr als ein Getränk. Besorgen Sie sich eine echte ostfriesische Teemischung, ein Kluntje und süße Sahne, und genießen Sie Ihren Tee in aller Ruhe. So, wie es Heike, Imke oder Nanno tun – mit kleinen Schlucken, viel Zeit und einer großen Portion ostfriesischer Gelassenheit.

Hast du schon einmal echten Ostfriesentee probiert? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren!

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